1001kindernacht®
Die bindungsorientierte Schlafberatung

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September 2025

Der überschätzte Schlafbedarf

Der Schlafbedarf eines Kindes wird von seinen Eltern sehr oft überschätzt. Das liegt zum einen daran, dass ein schlafendes Kind eine willkommene Pause im meist anstrengenden Familienalltag bedeutet. Zum anderen vermitteln viele Quellen undifferenzierte Angaben zum Schlafbedarf von Kindern. So steht in einer Grafik auf einer Infoseite für Eltern, dass Neugeborene durchschnittlich 17 Stunden Schlaf, einjährige Kinder 14 Stunden und zweijährige 13 Stunden Schlaf benötigen würden. Solche Angaben verunsichern alle Eltern, deren Kinder weniger Schlaf brauchen. Nicht selten entstehen Schlafprobleme nur deshalb, weil Eltern ihr Kind zu früh zu Bett bringen, obschon es noch gar nicht müde ist.

Foto: www.pexels.com

Die Schlafberater/innen 1001kindernacht® orientieren sich an den Zürcher Schlafperzentilen, die ein realistisches und hilfreiches Bild vermitteln. Die Langzeitstudien der Schweizer Kinderärzte Remo Largo und Oskar Jenni ergaben nämlich, dass Kinder einen individuell sehr unterschiedlich hohen Schlafbedarf haben und dass die Bandbreite enorm gross ist. So benötigen zwar ungefähr die Hälfte aller einjährigen Kinder 14 Stunden Schlaf, die andere Hälfte der Kinder jedoch hat einen höheren oder einen tieferen Schlafbedarf. Ein einjähriges Kind, das innerhalb von 24 Stunden nur 11 Stunden schläft, befindet sich genauso im grünen Bereich, wie eines, das 16 Stunden schläft. Der Schlafbedarf eines Kindes ist genetisch bedingt und lässt sich nicht verändern. Im Gegenteil: Wird ein noch nicht müdes Kind zu früh ins Bett gebracht (weil seine Eltern müde sind), wird es vermutlich unruhig herumzappeln. Der Stress, der dabei entsteht, führt nicht selten dazu, dass das Kind schliesslich später einschläft, als es eingeschlafen wäre, hätten seine Eltern es später zu Bett gebracht. Oder aber das Kind ist nachts plötzlich hellwach und möchte spielen, da der Schlafdruck nicht bis am Morgen reicht.

Der erste Schritt besteht also immer darin, den individuellen Schlafbedarf eines jeden Kindes zu erfassen, sei das mittels eines Schlafprotokolls oder mit Hilfe einer Fachperson. Eltern eines Kindes mit einem niedrigen Schlafbedarf sind vermehrt gefordert als Eltern eines "Langschläferkindes" und erleben ihre Situation verständlicherweise oftmals als Belastung. Wenn sie möchten, dass ihr Kind abends frühzeitig einschläft, müssen sie sich von der Idee verabschieden, dass sie es morgens oder mittags länger schlafen lassen können. Die Bettzeiten sollen unbedingt mit den Schlafzeiten übereinstimmen.

Hierzu ein persönliches Beispiel: Unser ältester Sohn brauchte immer viel Schlaf, war im Kleinkindalter pünktlich um 20:00 müde und schlief schnell ein. Sein kleiner Bruder hingegen wälzte sich jeden Abend ein bis zwei Stunden unruhig im Bett hin und her. Da ich oder mein Mann die beiden beim Einschlafen begleiteten, wurde ich zunehmend nervös, weil es immer so lange dauerte. Irgendwann erkannten wir, dass der Jüngere einfach einen kleineren Schlafbedarf als der Ältere hatte. Also beschlossen wir, ihn abends bei uns im Wohnzimmer zu lassen, wo er fortan friedlich mit seinen Tieren spielte, während mein Mann und ich die Zeit für anderes nutzten. Als unser Sohn ein paar Monate später keinen Mittagsschlaf mehr machte, konnte auch er früher einschlafen.

Dass Eltern sich nach einem vollen Tag mit Arbeit und Kinderbetreuung einen ungestörten Feierabend wünschen, ist verständlich. Das noch zu wache Kind früh ins Bett zu bringen, in der Hoffnung, dass es schnell einschlafen und den Eltern die verdiente Pause ermöglichen möge, klappt jedoch meist nicht. Zudem sehnen sich Kinder, die den Tag in der Kita verbracht haben, nicht in erster Linie nach Schlaf, sondern nach mehr Nähe zu den Eltern. Es braucht in den ersten Jahren mit kleinen Kindern sehr viel Flexibilität, um den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden. Fixe Vorstellungen wie "Unser Kind braucht x Stunden Schlaf" oder "Es muss um x Uhr im Bett sein" führen in der Regel nur zu Stress. Viel hilfreicher sind kreative Ideen, wie zum Beispiel das Kind noch eine Weile bei sich im Wohnzimmer zu lassen, die Einschlafbegleitung als Qualitätszeit zu nutzen (z.Bsp. mit Kopfhörern Musik hören oder Entspannungsübungen machen) oder eine zusätzliche Betreuungsperson mit ins Boot zu holen. Mit der Zeit können Kinder auch lernen, sich phasenweise allein zu beschäftigen, so dass die Eltern kurze Pausen haben. Diese Entwicklung lässt sich aber nicht erzwingen und setzt eine sichere Bindung und ein inneres emotionales Gleichgewicht des Kindes voraus.

©Sibylle Lüpold

Juli 2025

Das sichere Nest nach 1001kindernacht®

Schlafberater/innen 1001kindernacht® begleiten Eltern mit bindungsorientierten und praxiserprobten Methoden. Dazu gehört unter anderem das "sichere Nest", das ich hier vorstellen möchte.

Viele Eltern kommen in die Schlafberatung und berichten von sehr unruhigen Nächten. Sehr oft schläft ihr Kind zeitweise schon allein oder hat bisher allein geschlafen, kommt aber nicht (mehr) damit zurecht und fordert abends und nachts die elterliche Unterstützung ein; sei es zum Beispiel in Form von Stillen, einer Flasche, dem Wunsch getragen zu werden oder bei den Eltern (weiter) zu schlafen. Diesen ist oft nicht bewusst, dass die ständige Veränderung der Schlafsituation die kindliche Unruhe verstärken kann. Schläft das Kind beispielsweise beim Stillen im Elternbett oder auf dem Sofa ein und wird nachher in sein Zimmer/Bettchen gelegt, dann ist es allein, wenn es aufwacht und findet eine andere Umgebung vor als beim Einschlafen. Auch wenn die Eltern sofort zu ihm gehen und es zu sich holen, macht es immer wieder die Erfahrung, allein aufzuwachen. Das heißt, es muss sich bei jedem Aufwachen vergewissern, wo und ob es in Sicherheit ist, was zu einer grossen Anspannung führen kann. In den kurzen Wachphasen, die zum normalen Schlaf dazugehören, muss es ganz wach werden und nach den Eltern rufen, um die nötige Sicherheit zu bekommen. Aufgrund der körperlichen Stressreaktion dauert es danach oft lange, bis es wieder eingeschlafen ist. So können die Nächte für alle Beteiligten sehr anstrengend werden.








Foto: www.pexels.com

Das sichere Nest nach 1001kindernacht® umfasst neben anderem folgende Punkte:

  • Es ist ein konstanter Schlafplatz für das Kind, wo es möglichst immer unter denselben Bedingungen einschläft, die ganze Nacht verbringt und am Morgen aufwacht.
  • Eine Bindungsperson (in der Regel ein Elternteil) begleitet das Kind beim Schlafen im "sicheren Nest". Wenn beide Eltern vom Kind akzeptiert werden, können sie sich abwechseln. Derjenige Elternteil, der nicht beim Kind schläft, soll möglichst ungestört (evtl. in einem anderen Zimmer) schlafen.
  • Die Begleitperson legt sich beim Ein- und Weiterschlafen zum Kind und bietet direkten Körperkontakt. Ein Beistellbett neben dem Elternbett kann für ein kleines Kind eine zu grosse Distanz sein, um sich wirklich sicher zu fühlen. Die Sicherheit wird über sensorische Signale wie Spüren, Hören und Riechen der Bindungsperson vermittelt und braucht umso mehr unmittelbare Nähe, je kleiner ein Kind ist.
  • Das "sichere Nest" ist ein gemeinsamer Schlafplatz, muss aber nicht das Elternbett sein. Eine sehr gute Alternative ist eine grosse Schlaffläche im Kinderzimmer, idealerweise eine bequeme Doppelmatratze.
  • Sobald das Kind eingeschlafen ist und tief schläft, kann die Bindungsperson wieder aufstehen. Sie sollte aber bei ihm sein, bevor es das erste Mal aufwacht. Es geht beim "sicheren Nest" darum, die alte Verknüpfung "Schlafen-Aufwachen-Alleinsein" durch eine neue, nämlich "Schlafen-Aufwachen-Sicherheit", zu ersetzen. Um dieses neue "Programm" abzuspeichern, muss das Kind mehrere Nächte hintereinander immer wieder erleben, begleitet zu sein.

Das Ziel: Das Kind schläft eine Zeitlang (je nach Alter, Situation und Erfahrung dauert das unterschiedlich lange) immer im "sicheren Nest" ein und wacht auch dort auf. Es wird nicht hin und her bewegt! Weil es diesen einen Schlafplatz mit Nähe und Geborgenheit verknüpft, kann es sich fortan besser entspannen und ruhiger ein- und weiterschlafen. Sobald es die Erfahrung verinnerlicht hat, immer im "sicheren Nest" zu schlafen, wird es nicht mehr bei jedem Aufwachen nach den Eltern rufen und bestenfalls gar nicht mehr ganz wach werden. 

Die Erfahrung von 1001kindernacht® zeigt, dass Kinder, die dank dem "sicheren Nest" genügend innere Sicherheit verankern konnten, die Eltern immer seltener wecken oder deren Bett aufsuchen. Da die meisten Eltern zum "sichere Nest" Fragen haben und es einige Punkte zu berücksichtigen gilt, damit es langfristigen Erfolg hat, kann die Rücksprache mit einer/m Schlafberater/in 1001kindernacht® sinnvoll sein.

©Sibylle Lüpold & Vera Knoblauch

Zusammen mit der Schlafexpertin Dr. Vera Knoblauch habe ich die fachliche Grundlage zum "sicheren Nest" ausführlich erarbeitet. Der dabei entstandene Artikel steht den Schlafberater/innen 1001kindernacht® ab sofort im Dropbox-Ordner zur Verfügung. 

Bist Du Fachperson im Bereich Eltern-Kind und interessierst Dich für eine spezifische Weiterbildung zum "sicheren Nest"? Melde Dich bei: sibylle@1001kindernacht.ch

Mai 2025

Wie man sich bettet... 

Kleine Kinder stellen noch keine Ansprüche an ihren Schlafplatz und es ist ihnen egal, ob sie auf einer alten Matratze oder in einem neuen, teuren Luxusbett liegen. Viel wichtiger ist es für sie, sich aufgrund der Nähe zu Mama und Papa sicher und geborgen zu fühlen. Erst mit dem Älterwerden fangen wir – meist aufgrund von Beschwerden – an, uns zu fragen, ob wir auf einer härteren oder weicheren Matratze, einem spezialangefertigten Holzbett oder einem Wasserbett besser schlafen.
Da wir rund einen Drittel des Lebens verschlafen und da guter Schlaf wichtig ist, um uns wohl zu fühlen, lohnt es sich, den Schlafplatz den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Wir sollten uns unbedingt so einrichten, wie wir gut schlafen – und nicht einfach so schlafen, wie wir uns eingerichtet haben. Gerade mit kleinen Kindern ist dieser Grundsatz enorm wichtig und darf auch immer wieder mal überprüft und die Schlafsituation entsprechend optimiert werden. Dabei scheint mir auch die Wahl des Materials von grosser Bedeutung zu sein. Die meisten Matratzen sind leider mit Chemikalien wie Brandschutzmitteln, Pestiziden, Fungiziden u.a. behandelt, was vielleicht die Langlebigkeit der Matratze fördert, jedoch bei demjenigen, der darauf schläft, körperliche Beschwerden auslösen kann. Es lohnt sich also, möglichst natürliche und schadstofffreie Bettwaren zu wählen, wie sie u.a. die Firma allnatura anbietet, die freundlicherweise meine Fragen beantwortet hat.

Foto: allnatura

Sibylle Lüpold: Ich befasse mich seit 20 Jahren mit dem Thema Schlaf und berate Eltern. Bisher habe ich mich jedoch nie wirklich mit der Frage nach dem richtigen Schlafplatz (d.h. Bett, Matratze usw.) beschäftigt. Vor ein paar Wochen bekam ich Rückenschmerzen, so dass mein Mann vorschlug, eine neue, festere Matratze zu kaufen. Ohne viel nachzudenken habe ich im nächstgelegenen Möbelgeschäft eine gekauft, die zwar gut für meinen Rücken ist, aber seither leide ich an Reizhusten. Beim Recherchieren habe ich festgestellt, dass es vom Matratzenüberzug kommen könnte, da diese offenbar oft mit Chemikalien behandelt werden. Kann das sein?

allnatura: Es ist zutreffend, dass konventionelle Matratzen und deren Überzüge oftmals mit Chemikalien behandelt werden – beispielsweise zur Erfüllung gesetzlicher Brandschutzvorgaben oder aus antibakteriellen Gründen. Diese Substanzen können in empfindlichen Fällen Atemwegsreizungen, Hautirritationen oder gar chronische Beschwerden wie Reizhusten hervorrufen, wie Sie es selbst erfahren mussten.

Sibylle Lüpold: Können chronische Beschwerden bei Kindern und schlechter Schlaf Ihrer Meinung nach mit dem Schlafplatz zusammenhängen?

allnatura: Insbesondere bei Kindern, deren Organismus sich noch in Entwicklung befindet, ist der Einfluss des Schlafumfeldes nicht zu unterschätzen. Belastete Materialien können sich nachteilig auf das Immunsystem, den Schlaf und die körperliche Entwicklung auswirken. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, den Schlafplatz möglichst natürlich und schadstoffgeprüft zu gestalten.

Sibylle Lüpold: Woraus bestehen Ihre Matratzen und Betten?

allnatura: Unsere Matratzen und Betten werden ausschließlich aus hochwertigen, naturbelassenen Materialien gefertigt: Naturkautschuk, Kokosfasern, Bio-Schurwolle und Bio-Baumwolle bilden die Grundlage. Auf chemische Ausrüstungen und belastende Zusatzstoffe verzichten wir vollständig. So schaffen wir ein wohltuendes, gesundes Schlafklima – frei von unnötigen Risiken.

Sibylle Lüpold: Brauchen Kinder andere Matratzen als Erwachsene?

allnatura: Bei der Wahl der passenden Matratze gilt:

  • Säuglinge und Kleinkinder benötigen eine feste, atmungsaktive Matratze, die die noch unreife Wirbelsäule sicher unterstützt.
  • Heranwachsende profitieren von anpassungsfähigen Materialien, die Beweglichkeit und Wachstum begleiten.
  • Erwachsene wiederum sollten auf eine Matratze achten, die sowohl Körpergewicht als auch individuelle Schlafgewohnheiten berücksichtigt und ergonomische Unterstützung bietet.

Sibylle Lüpold: Womit werden kleine Kinder am besten zugedeckt

allnatura: Zur Zudeckung kleiner Kinder empfehlen sich leichte, atmungsaktive Decken aus natürlichen Fasern wie Bio-Schurwolle oder Baumwolle, um eine optimale Wärmeregulierung sicherzustellen.

Sibylle Lüpold: Ich habe gesehen, dass Sie auch Beistell- und Gitterbettchen im Sortiment haben. Nun schlafen viele Babys und auch Kleinkinder zumindest eine Zeitlang am liebsten im Bett der Eltern. Worauf sollen Eltern achten, wenn sie den Schlafplatz mit dem Kind teilen?

allnatura: Wenn Eltern den Schlafplatz mit ihrem Kind teilen (Co-Sleeping), sollte auf eine feste, ebene und schadstoffgeprüfte Matratze geachtet werden. Die Liegefläche sollte niedrig gehalten werden, um Sturzgefahren zu minimieren.

Sibylle Lüpold:  Mir fällt immer wieder auf, wie hoch viele Betten heute sind (Boxspringbetten etc…) und auch die Matratzen scheinen immer dicker zu werden. Die Höhe stellt für das kleine Kind eine gewisse Gefahr da, wenn es im Elternbett schläft. Lassen sich bei Ihren Betten die Füsse abmontieren, damit das Bett eine Zeitlang tiefer gestellt werden kann und wenn ja, kann man das bedenkenlos tun?

allnatura: Viele unserer Betten erlauben das problemlose Entfernen oder Ersetzen der Füße, sodass sich die Höhe individuell anpassen lässt – dies kann bedenkenlos erfolgen.

Sibylle Lüpold:  Wenn Kinder ins Kinderzimmer ziehen, empfehle ich den Eltern oft, anstelle eines teuren Kinderbettes eine grosse Doppelmatratze zu installieren, damit das Kind anfangs noch begleitet werden kann. So klappt der Übergang ohne Stress und Tränen. Bisher habe ich immer darauf hingewiesen, unbedingt auch einen Lattenrost zu verwenden, damit die Matratze nicht schimmelt. Ist das nötig?

allnatura: Ein Lattenrost macht etwa 30 % des Liegeempfindens aus und aus diesem Grund raten wir grundsätzlich immer zu seiner Verwendung, unabhängig von der Matratzenwahl.  Er sorgt für ausreichende Luftzirkulation und schützt zuverlässig vor Feuchtigkeitsbildung und Schimmel – auch bei naturbelassenen Matratzen.

Über allnatura: Wir stehen für kompromisslose Qualität, ökologische Verantwortung und höchste Sorgfalt in der Auswahl unserer Materialien. Unser Anliegen ist es, Räume für gesunden, erholsamen Schlaf zu schaffen – geprüft auf Schadstoffe, getragen von echter Handwerkskunst und einem tiefen Bewusstsein für Mensch und Natur. Mehr Infos www.allnatura.de / www.allnatura.ch

März 2025

Am 14. März ist Welt-Schlaf-Tag

Wie schön ist es doch, abends entspannt einzuschlafen, nachts auf Traumpfaden zu wandeln und morgens frisch und erholt aufzuwachen. Tatsache ist jedoch, dass rund ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung schlecht schläft. Auch in meinen Beratungen berichten mir Eltern immer wieder davon, unabhängig von ihrem Kind unter Schlafstörungen zu leiden. Da ich selbst in meinem Leben immer wieder Phasen von Schlaflosigkeit durchlebt habe, weiss ich, wie hoch der Leidensdruck sein kann. 

1001kindernacht® ist es ein grosses Anliegen, dass Kinder den Schlaf von Anfang an mit positiven Gefühlen und Entspannung verknüpfen, damit sie bestenfalls auch in Zukunft gut schlafen. 

Foto: www.pexels.com

Letztes Jahr wurde das Schweizer Netzwerk Schlaf gegründet, dem sich 1001kindernacht® angeschlossen hat.  Dieses bietet auf seiner Webseite einen Schlaftest an, der von Dr. Albrecht Vorster und weiteren Wissenschaftler/innen des Universitätsspitals Bern entwickelt wurde. Der Test ermöglicht eine erste Erfassung der eigenen Schlafgesundheit, gibt bereits einige Tipps, um den Schlaf zu verbessern und zeigt auf, ob weitere Abklärungen hilfreich/nötig sind. 

Sich mit dem eigenen Schlaf und vor allem mit der Entspannungsfähigkeit zu befassen, kann ich nur empfehlen; denn ob wir uns fit, gesund und zufrieden fühlen, hängt zu einem grossen Teil auch davon ab, wie wir unsere Nächte erleben. Dabei löst es meiner Meinung nach aber eher Stress aus, wenn wir unbedingt gut schlafen wollen, denn gerade Schlaf lässt sich aktiv nicht erzwingen. Viel hilfreicher ist es, wenn wir tagsüber auf unsere Entspannung achten und regelmässige Pausen einbauen, in denen wir -  z.Bsp. durch Mediationen oder Spaziergänge in der Natur - Anspannung loslassen.

©Sibylle Lüpold

Januar 2025

Familienbett? Nein, danke!

Trotz zunehmender Akzeptanz des gemeinsamen Schlafens von Eltern und Kindern wird der Begriff "Familienbett" nicht von allen Eltern positiv assoziiert, weshalb ich ihn ungern verwende. Unter "Familienbett" stellen sich die meisten von uns vor, dass die ganze Familie in einem Bett liegt – was zwar ganz kuschelig sein kann, oftmals jedoch nicht wirklich gut funktioniert.

Foto: www.pexels.com

Kleine Kinder sind besonders nachts auf viel Körperkontakt und dadurch vermittelte Sicherheit angewiesen. Ein gemeinsamer Schlafplatz mit einem Elternteil kann dem Kind helfen, entspannter zu schlafen, wodurch letztlich die Nächte für die ganze Familie ruhiger werden. Nichts ist auf Dauer so belastend, wie nachts mehrmals aufzustehen und ein schreiendes oder aufgeregtes Kind beruhigen zu müssen. Wenn Eltern ihr Kind, im selben Bett liegend, schnell und ohne grossen Aufwand beim Weiterschlafen unterstützen können, profitieren alle Beteiligten davon.

Aufgrund des häufigen Aufwachens von kleinen Kindern sind Eltern in den ersten Jahren besonders nachts sehr stark gefordert. Obschon gemeinsames Schlafen von Eltern und Kindern mittlerweile auch im westlichen Kulturkreis wieder vermehrt praktiziert wird, planen viele Eltern während der Schwangerschaft nach wie vor, ihr Kind in einem eigenen Bett schlafen zu lassen. Die westliche Normvorstellung in Bezug auf den kindlichen Schlaf liegt immer noch darin, dass ein Kind möglichst rasch alleine und die ganze Nacht durchschlafen soll. Warum dieses aus Sicht der Eltern verständliche Ziel nicht im Interesse des Kindes liegt, erkläre ich hier: kleinstadt.ch

Da ein Grossteil der Babys auch im schönsten Kinderbettchen trotz aller Bemühungen nicht gut schlafen kann und nachts oftmals im Stundentakt die Unterstützung der Eltern einfordert, landen viele Kinder im Verlauf der Nacht dann doch irgendwann im Elternbett. Dort liegt die Familie auf einem für drei Personen meist viel zu kleinen Schlafplatz. Die Eltern sind angespannt, weil sie sich Sorgen machen, dass die Sicherheit ihres Kindes bedroht sein könnte oder weil sie sich durch ihre Bewegungen gegenseitig stören.

Diese nächtlichen Notlösungen, um zu Schlaf zu kommen, werden nicht selten über Monate hinweg wiederholt praktiziert, weil die (übermüdeten) Eltern sich vormachen, dass es "in der nächsten Nacht bestimmt besser laufe".

Ein Fehler, den viele westliche Familien machen, ist, dass sie so schlafen, wie sie sich eingerichtet haben, anstelle sich so einzurichten, wie alle gut schlafen können. Sie tun sich schwer, das schon vor der Geburt teuer gekaufte Gitterbett wegzugeben und stattdessen zum Beispiel einen grossen, sicheren und bequemen Schlafplatz im Kinderzimmer einzurichten. Lieber schläft dann der Vater auf dem Sofa oder das Kind wird nachts ständig wieder in sein Bettchen zurückgelegt.

So ist das westliche "Familienbett" oft zu eng, zu unbequem und auch zu unsicher. Die Eltern sind dementsprechend unzufrieden, fühlen sich aber ohnmächtig, an der Situation etwas zu verändern. Dass sich andere Eltern, die solche Geschichten zu hören bekommen, gegen ein "Familienbett" entscheiden, ist verständlich.

Aber: Gemeinsames Schlafen hat sich entgegen aller Vorurteile als absolut empfehlenswerte Schlafform erwiesen, die nicht grundlos seit Jahrtausenden vom Menschen und seit einigen Jahren auch bei uns wieder zunehmend umgesetzt wird.

Die grosse Frage ist, wie eine Familie den Schlafplatz teilt. Beim sogenannten "Co-Sleeping" gibt es unzählige Varianten. Nicht jede ist für jede Familie geeignet und so müssen alle Eltern eine individuell passende Form finden. Die Motivation, weshalb Eltern den Schlafplatz mit ihrem Kind teilen, ist entscheidend für ihre Zufriedenheit (1). Deshalb unterscheiden Fachleute zwischen geplantem und ungeplantem Co-Sleeping. Beim erstem richten sich die Eltern so ein, dass alle Familienmitglieder genug Platz haben, dass nachts niemand aufstehen und den Schlafplatz wechseln muss und die bestmögliche Schlafqualität erzielt werden kann. Beim zweitem fokussieren sich die Eltern mehr auf ihr Ideal als auf die Realität und übersehen hilfreiche Anpassungen ihrer Schlafanordnung. Diese Eltern begegnen uns tagtäglich in unseren Beratungen und sagen sehr oft: "Wenn wir das schon damals gewusst hätten, hätten wir uns viele schwierige Nächte ersparen können!"

Schlafberaterinnen von 1001kindernacht® helfen, damit nicht nur das Kind, sondern auch seine Eltern entspannt schlafen können.

©Sibylle Lüpold

1. D’Souza L., Morris Z.A., Borgkvist A., Blunden S. (2024): Understanding motivations and satisfaction with sleep location among co-sleeping (including bed-sharing) parents. Family Relations. 73:661–682. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/fare.12955

November 2024

Väter sind wichtig!

Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist Folgende: Ich sitze auf den Schultern meines Vaters. Während er mit mir dem Strand entlang durchs Wasser läuft, tut er immer wieder mal so, als würde er mit dem Fuss in ein Loch stürzen. Dadurch erlebe ich für einen kurzen Moment ein Gefühl der Schwerelosigkeit, was er sogleich wieder auffängt und weitergeht. Vermutlich lache ich dabei fröhlich, so dass er dieses Spiel immer aufs Neue wiederholt.

Foto: www.pexels.com

Was mein Vater damals – sicher ohne darüber nachzudenken – mit mir gemacht hat, ist ein absolut wirkungsvolles, vaterspezifisches Verhalten. Laut Forschern haben menschliche Väter vor 500'000 Jahren angefangen, sich vermehrt um ihre Nachkommen zu kümmern, was sowohl ihr eigenes Wohlbefinden, als auch das ihrer Kinder, sowie die Vater-Kind-Bindung positiv beeinflusste.

Was auf den ersten Blick selbstverständlich zu sein scheint, wurde in wissenschaftlicher Forschung bestätigt: Während die meisten Mütter gerne mit ihren Kindern kuscheln und sie vor Verletzungen möglichst beschützen möchten, ziehen Väter wildes Spielen vor und gehen dabei auch gerne mal ein kleines Risiko ein. Das Kind in die Luft zu werfen und wieder aufzufangen oder mit ihm auf dem Bett liebevoll herumzutoben, ist natürlich bestenfalls für beide ein grosser Spass, aber eben auch ein uraltes, aus der Evolution entwickeltes Verhaltensmuster. Dabei werden Botenstoffe, unter anderem Beta-Endorphin, ausgeschüttet, die das Belohnungszentrum im Gehirn aktivieren. Beta-Endorphin wirkt schmerzlindernd, reguliert das Herz-Kreislauf-System und ist am Aufbau von langandauernden Bindungen beteiligt. Wenn Papa und Kind zusammen spielen oder toben, schütten beide Beta-Endorphin aus, was zu angenehmen Gefühlen der Wärme, Verbundenheit und Glück führt und somit regelrecht süchtig macht.
Nun spielen natürlich auch Mütter mit ihren Kindern. Zudem unterstützen Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit den Aufbau der Bindung enorm. Deswegen sind Väter jedoch keineswegs zweitrangig und können den gefühlten Nachteil langfristig aufholen. Die Forscherin Ruth Feldmann liess Mütter und Väter mit ihren vier bis sechs Monate alten Säuglingen spielen und untersuchte anschliessend den Oxytozinanstieg beider Elternteile. Oxytozin ist ein sogenanntes Bindungshormon, das beim Stillen und bei Berührungen ausgeschüttet wird. Ruth Feldman stellte fest, dass Mütter die höchsten Oxytozinwerte aufwiesen, wenn sie mit ihrem Kind schmusten (beim Stillen wären die Werte vermutlich noch höher gewesen). Bei Vätern hingegen lagen die Höchstwerte beim wilden Spiel mit dem Kind. Es scheint also, dass die Natur beide Elternteile zu unterschiedlichem, sich wunderbar ergänzenden Verhalten motivieren möchte: Von den Müttern werden die Kinder liebevoll umsorgt und beschützt, von den Vätern spielerisch herausgefordert und ermutigt, Neues auszuprobieren.
Dabei gibt es aber sehr wohl kulturelle Unterschiede in der Vaterrolle. Nicht in allen Völkern spielen Väter mit ihrem Nachwuchs. Manche nehmen ihre Söhne mit auf die Jagd oder weihen sie in die Arbeitswelt und das gesellschaftliche Leben ein. Andere sind nur zur Zeugung anwesend und ziehen dann die Kinder ihrer Schwestern gross. Dass die Anwesenheit eines Vaters für ein Menschenkind von entscheidender Bedeutung ist, ist unbestritten. Weniger wichtig ist jedoch die Tatsache, ob es sich um den biologischen oder sozialen Vater handelt. Auch ein Ersatzvater kann für ein Kind die universell wichtige Rolle desjenigen übernehmen, der sein Überleben sichert und seine zukünftige Entwicklung fördert.

In meiner Schlafberatung sind seit einiger Zeit sehr oft auch die Väter mit dabei, was ich sehr begrüsse. Die heutigen Väter kümmern sich in der Regel liebevoll um ihre Kinder und möchte eine genauso enge Bindung aufbauen wie die Mutter. So wollen sie sich auch an der (Ein)Schlafbegleitung ihres Kindes beteiligen. Sehr oft erzählen mir die Eltern, dass ihr Kind tagsüber wunderbar mit Papa zurechtkommt, aber die Mama bevorzugt, sobald es darum geht, ins Bett zu gehen. Wenn auch gut gemeint, halten manche Mütter ihre Partner davon ab, sich auf eine intuitiv passende Weise um das Kind zu kümmern. So wird Vätern häufig gesagt, sie sollen abends nicht mehr mit dem Kind herumtoben, da befürchtet wird, das Kind würde dadurch zu sehr "aufgedreht". Oft schauen die Väter ihre Partnerinnen etwas belustigt an, wenn ich genau das vorschlage. Es geht nicht darum, jeden Abend vor dem Zu-Bett-Gehen die wildeste Party zu feiern, aber Zeit und Raum zu schaffen, in dem die Vater-Kind-Beziehung auf ihre ganz spezifische Weise gelebt werden kann: Durch eine körperliche ausgelassene, bestenfalls etwas monotone Aktivität, damit Energie herausgelassen werden kann, ohne jedoch Adrenalin auszuschütten. Dass Papa und Kind dabei Spass haben und auf biochemischer Ebene die Ausschüttung eines Wohlfühl- & Entspannungs-Cocktails erleben, ist in Bezug auf das Einschlafen förderlich.
Die Mütter müssen nicht ängstlich daneben sitzen, sondern dürfen sich dann einen Moment für sich gönnen und sich darüber freuen, dass die elterliche Zuwendung ergänzend und nicht konkurrierend ist.
Oder um es mit dem Zitat, das angeblich von Goethe stammt, zu sagen, bieten Mütter ihren Kindern eher Wurzeln und Väter eher Flügel. So erstaunt es nicht, dass mehrere Forschungsarbeiten die grosse Bedeutung einer gelungenen Vater-Kind-Bindung auf späteren Erfolg, eine bessere Sprachentwicklung, ein besseres Selbstwertgefühl und eine höhere Resilienz des Kindes belegen konnten – also alles Eigenschaften, die ein Kind zukünftig im Leben braucht, um sich in dieser Welt gut zurecht zu finden.

©Sibylle Lüpold


Wer sich in das Thema Vatersein vertiefen möchte, dem empfehle ich das Buch "Papa werden" von Anna Machin, Kunstmann Verlag 2020

Alte Newsletter-Beiträge auf Wunsch erhältlich bei  sibylle@1001kindernacht.ch 

  • Allein schlafen ist kein frühkindlicher Lernschritt
  • Die Erlaubnis, "Nein" zu sagen (Im Gespräch mit Judith Biberstein)
  • Die Zeitumstellung
  • Hürden in der Schlafentwicklung (Beitrag zum Thema "Schlafregression")
  • In Erinnerung an Remo Largo
  • Mütter müssen genährt werden (Im Gespräch mit Giovanna Caflisch)
  • Schreien lassen ist out – oder etwa doch nicht?
  • Stressige Einschlafbegleitung, wenn Besuch da ist
  • Stillen und Schlafen: Eine Win-Win-Beziehung (Im Gespräch mit Karin Guggisberg-Bucher)
  • Wir kommunizieren auch im Schlaf